Es klingt immer so übertrieben, wenn man schreibt: Darauf hat Braunschweig gewartet. Aber in diesem Fall ist es so. Mit der Apotheke hat der Herr hinter „Borgmann 1772“ eine feine Tagesbar aufgemacht, in der man nicht nur gepflegt frühstückt, sondern auch gepflegt trinkt und ab und an das Tanzbein schwingt. Und das hat in der Löwenstadt bisher Seltenheitswert.
Plötzlich war sie da, die Apotheke. Das Dolce Vita zog aus, im September die Apotheke ein. Gleich neben die Hof-Apotheke in die Schuhstraße im Herzen der Innenstadt. Die Nähe ist kein Zufall und die Namensgebung auch nicht. Und deswegen müssen wir jetzt ein bisschen ausholen. Denn um die Apotheke vorzustellen, reden wir erst einmal über Schnaps, bzw. Kräuterlikör. Zum Wohl!
Der Borgmann 1772 ist ein Braunschweiger Kräuterlikör, lange Zeit nur an besondere Kunden und gute Freunde der Hof-Apotheke verschenkt. Seit Jahrhunderten wird er nach eigener Rezeptur angemischt. Dass der Borgmann unbedingt einem breiteren Publikum vorgestellt werden muss, ist Hendrik Borgmann, seinem Bruder und einem Freund der beiden zu verdanken. Sie begannen den Kräuterlikör zu vermarkten, entstaubten das Design, und brachten ihn in Berlin an den Mann und die Bars der Stadt. Schon bald hatte sich der Likör dort einen Namen gemacht, vom Borchardt, über die Galerie Lafayette zum La Soupe Populaire – überall wird Borgmann ausgeschenkt. Nur in Braunschweig, da wird er zwar hergestellt, aber bis vor Kurzem nicht vertrieben. Der Name setzt sich übrigens aus dem Namen der Apotheker-Familie Borgmann und dem Jahr zusammen, in dem der Herzog von Braunschweig der Apotheke in der Schuhstraße das Privileg zusprach, den herzoglichen Hof zu beliefern, 1772.
Soweit so gut. Hendrik Borgmann also, Schauspieler, Urbraunschweiger, Wahlberliner, Apothekerkind, war unzufrieden mit der Bar- und Cafészene in seiner Heimatstadt. Wo einen guten Kaffee trinken, mittags Lunch essen und abends noch einen Drink zu sich nehmen? Kurzum: Die Idee für die Apotheke war geboren, der Name lag auf der Hand. Als das Dolce Vita dicht machte, schlug Hendrik zu. Er wollte den Charme einer alten Apotheke transportieren, nutzte dafür in seiner Tagesbar Tigelchen, Fläschchen, Fliesen.
„In Braunschweig braucht man einen längeren Atem, wenn man Erfolg haben will“, sagt Hendrik. Der Laden etabliert sich langsam, es spricht sich rum, einmal im Monat, jeden ersten Donnerstag, werden die kleinen Holztische beiseite geräumt und das DJ-Pult aufgebaut. Die Apotheke lädt zur Afterwork.
Frischgepresste Säfte zum Frühstück, dicke Pastramisandwiches zum Lunch und abends auf einen Borgmann Spritz (mjam): Die Apotheke verknüpft mehrere Konzepte – und es klappt. Samstags sollte man fürs Frühstück reservieren, der Laden ist brechend voll. Und der Kaffee, eine Wiener Mischung aus einer Berliner Rösterei, ist wirklich gut.
Die Apotheke
Schuhstraße 4
38100 Braunschweig
Montags bis mittwochs 9 bis 20 Uhr
Donnerstags bis samstags 9 bis 24 Uhr
(0531) 61809230