Jede Woche, wenn die neue ZEIT erscheint, schlage ich zuerst das Magazin auf und schaue, welches Rezept die Rubrik Wochenmarkt bietet. Ganz selten koche ich tatsächlich etwas nach, aber ich liebe einfach die Texte von Elisabeth Raether und die schönen Fotos. Für unserer Freunde von der Kochschule haben wir und jetzt angeschaut, ob das gleichnamige Kochbuch zur Rubrik genauso begeistert.
Und natürlich tut es das. Schließlich sind in dem Kochbuch ja Rezepte zusammen gefasst, die auch schon im ZEIT-Magazin erschienen sind. Sofort erinnere ich mich zum Beispiel an das Rhabarber-Chutney, das im Magazin mit der Überschrift „Wohin mit all dem Rhabarber“ überschrieben war. Diese Überschrift hat sich bei mir irgendwie eingebrannt, jedes Frühjahr muss ich mehrmals an sie denken, wenn ich im Supermarkt stehe und mich frage, wie häufig man wohl Rhabarber-Kompott essen kann, bis man es nicht mehr sehen mag.
Das ist das schöne an den Rezepten und dem Kochbuch. Autorin Elisabeth Raether betrachtet das Essen und das Kochen mit einer liebenswerten Ironie, die manchmal fast zum philosophieren motiviert. „Es gehört zu den Rätseln der Gegenwart, warum einige Produkte des Alltags immer besser werden und andere immer schlechter. Warum zum Beispiel kann ein Telefon von Jahr zu Jahr mehr Dinge, während eine Aprikose selbst grundlegende Fähigkeiten nicht mehr beherrscht?“, leitet sie zum Beispiel das Rezept für gebackene Aprikosen. Oder sie gibt einleuchtende Tipps für den Alltag. „In einem Land wie unserem ist es verpönt, eine Knoblauchfahne zu haben. Das Problem ließe sich einfach lösen, indem alle Knoblauch äßen – denn wenn man selbst Knoblauch gegessen hat, nimmt man bekanntlich den Geruch bei anderen nicht wahr“, moderiert sie die Bärlauchbutter an.
Simpel wie die Weisheiten sind auch die Rezepte. Sie sind nach Jahreszeiten sortiert und bestehen meist nur aus wenigen Zutaten. Elisabeth Raether unternimmt mit den Rezepten einen Streifzug durch Kochbücher, die sie durchforstet, und Restaurants, die ihr gefallen. Kulturell ist für jeden etwas dabei: von Shakshuka, einem israelischen Frühstück aus Paprika, über Coq au vin bis Rehragout. Das Buch bietet Rezepte für Vorspeisen, Hauptspeisen, Nachtisch oder Gebäck.
Und weil wir ja schon gelernt haben, dass es im Frühjahr Rhabarber im Überfluss gibt, haben wir ein Rhababer-Rezept ausgesucht – eines, das laut Elisabeth Raether so einfach ist, dass man es tatsächlich mal nachkochen kann.
Rhabarber mit Orange
(für vier bis sechs Personen)
750 Gramm Rhabarber
vier Blutorangen
1 Esslöffel Zucker
eine Vanilleschote
Zunächst den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Den Rhabarber abspülen und die Blätter entfernen. Die Stängel in kurze Stücke schneiden und in eine ofenfeste Form geben. Zwei der Orangen schälen, die weiße Haut vollständig entfernen, die Früchte in dicke Scheiben schneiden und zum Rhabarber geben. Den Saft der anderen beiden Orangen auspressen und über das Obst in der Form geben. Alles mit Zucker bestreuen. Die Vanilleschote längs aufschneiden und in die Form legen. Mit Alufolie abdecken und im Ofen abdecken, bis der Rhabarber weich ist. Das dauert etwa 20 Minuten. Abkühlen lassen und in Gläser füllen, die man vor dem Essen eine Stunde in den Kühlschrank stellt.