Es gibt ein paar Dinge, die machen, dass man sich zuhause fühlt. Zum Beispiel, wenn der Kellner im Café schon weiß, was man bestellen will, bevor man es gesagt hat. Oder wenn der Kaffeemann auf dem Markt schon von Weitem mit dem Becher winkt und sagt: „Wie immer?“. Und weil Michael Jähne donnerstags winkt und weiß, dass ich immer einen Milchkaffee und meist ein Stück Kuchen möchte, ist er unser Lieblingskaffeemann.
Jähne ist gelernter Zahntechniker, er hat BWL studiert und eigentlich hatte er Geschäfte für Herrenoberbekleidung. Aber dann flog er vor 15 Jahren nach New York. „Da habe ich damals die Idee des Coffeeshops kennengelernt und wollte eigentlich einen in Braunschweig aufmachen“, erzählt der 54-Jährige. Allerdings waren die Mieten in Braunschweig so hoch, dass er sich einen mobilen Coffeeshop schuf. Erst hatte er nur einen dreirädrigen Wagen, inzwischen steht er mittwochs und samstags auf dem Eiermarkt und donnerstags an der Herzogin-Elisabeth-Straße in einem Retro-Marktwagen und verkauft frischen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Fast sieben Jahre hat er nebenher auch noch Herrenoberbekleidung verkauft, seitdem konzentriert er sich aber ganz auf Kaffee und Kuchen.
Und in 15 Jahren auf dem Markt hat Jähne seine Kunden natürlich auch richtig gut kennengelernt. „Ich würde jetzt nicht sagen, dass das Freunde sind, aber schon gute Bekannte. Ich weiß häufig, was bei den Menschen los ist“, erzählt der Kaffeemann. Und gesellschaftliche Veränderungen bekommt er dabei auch mit. „Es gibt im Moment irgendwie viel mehr Mütter und Babys als früher“, sagt er mit Blick auf den Markt am Donnerstagnachmittag, über den wirklich auffällig viele Kinderwagen schieben. Und Mütter, weiß Jähne, trinken am liebsten Milchkaffee. Ansonsten geht der Cappuccino am besten.
Und auch der Kuchen, den Michael Jähne bei sich zuhause backt und mit auf den Markt bringt, ist sehr beliebt. „Die Braunschweiger sind keine Fans der feinen Patisserie, ich verkaufe vor allem Rühr- und Obstkuchen“, sagt er. Die großen Stücke des saftigen Schokoladenkuchens sind meist ziemlich schnell ausverkauft. Eine Kuchen-Herausforderung konnte Jähne bisher noch nicht knacken: „Ich versuche schon lange, den Apfelkuchen meiner Oma zu backen, aber ich komme einfach nicht an das Original ran.“ Eigentlich hätte Michael Jähne noch viel mehr Ideen. Zum Beispiel würde er seinen Kaffee gern selbst rösten. Die Ausrüstung dafür steht schon bei ihm in Salzgitter. Zwischen den Markttagen, dem Kuchenbacken und den Vorbereitungen bleibt dafür aber im Moment keine Zeit. Dass er für den Kaffee die Herrenoberbekleidung an den Nagel gehängt hat, hat er in all den Jahren aber nicht bereut.
2 Antworten zu “Der Kaffeemann, der von weitem winkt”
[…] und leckeres Obst für die kommende Woche. Anschließend gönnen wir uns noch einen Kaffee am wohl besten Kaffeestand der Löwenstadt und lassen uns bei gutem Wetter die Sonne ins Gesicht scheinen. Hatte ich erwähnt, […]
[…] und leckeres Obst für die kommende Woche. Anschließend gönnen wir uns noch einen Kaffee am wohl besten Kaffeestand der Löwenstadt und lassen uns bei gutem Wetter die Sonne ins Gesicht scheinen. Hatte ich erwähnt, […]