Immer häufiger sieht man bei ausgedehnten Kneipentouren in Braunschweig kelchförmige Biergläser und Bierflaschen mit einer großen Krabbe auf dem Etikett. Es handelt sich dabei um Crab#1, Braunschweigs erstes Pale Ale, ein Craft Beer. Was es damit auf sich hat, erklären die beiden Brauer Paul und Stefan bei einem frisch gezapften Pale Ale in der Zea Bar.
Crabbs, das steht für Craft Beer Braunschweig, und was könnte passender sein als Name für das Start Up der drei Jungs? Paul Briesemeister, Stefan Speit und Max Juraschek brauen das Crab#1 seit Juni 2015. Paul ist gelernter Brauer. Er arbeitet als Braumeister in einer großen Brauerei. Stefan macht hauptberuflich was ganz anderes (mit Autos), aber liebt alles Kulinarische, war auch Mitglied in einem äußerst ambitionierten Kochclub. Dieser Kochclub plante mal, eine alte Brauerei zu kaufen, wodurch Stefan in das Thema Braukunst hineinrutschte und hängen blieb. Max promoviert momentan in Maschinenbau. Zusammengebracht hat die drei Bierliebhaber der Craft Beer Stammtisch im Weinberg Braunschweig.
Craft Beer, das ist momentan furchtbar hip. Es gibt Craft Beer Messen, Verköstigungen, Stammtische. Aber was heißt das eigentlich? Nun ja, es gibt keine eindeutig festgelegte Definition. Auf jeden Fall handelt es sich dabei um handwerklich gebrautes Bier, das in kleinen Mengen hergestellt wird und einen ganz eigenen Charakter hat (bzw. haben soll). Aber was sind kleine Mengen, was bedeutet handwerklich? Bei Paul, Stefan und Max ist handwerklich jedenfalls wörtlich zu nehmen. Die drei etikettieren jede Bierflasche noch selbst – per Hand. Sie produzieren momentan 500 bis 1000 Liter Pale Ale im Monat per gypsy brewing. Das bedeutet, die Jungs mieten sich in fremden Brauereien ein und nutzen das dortige Equipment (aktuell in Hildesheim). Irgendwann hatte Paul privat das Rezept für ein Pale Ale (was das überhaupt ist, erklären wir gleich) entwickelt. Stefan und Max hat’s geschmeckt und so stand die Rezeptur fest. Nachdem die erste Charge produziert war, hieß es Klinken putzen in Braunschweig. „Das hat echt ganz gut geklappt. Die Braunschweiger waren offener als wir dachten“, sagt Paul.
Pale Ale ist übrigens ein obergäriges Bier (ein Beispiel für ein klassisches obergäriges Bier ist Weizen, ein klassisches untergäriges ist Pils). In der Hefe liegt dabei der Unterschied. Entweder, sie setzt sich während der Gärung unten oder oben ab. Untergäriges Bier ist ein trockenes, wenig geschmacksintensives Bier. Obergäriges Bier ist fruchtig.
Unser Braunschweiger Pale Ale riecht herrlich fruchtig-zitronig nach Grapefruit und Maracuja. In dem besonderen Pale-Ale-Bierglas, ein Craft Master One, kann sich der Geruch richtig gut entfalten. Aber woher kommt der intensive Duft des Bieres, das nach dem deutschen Reinheitsgebot nur mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser gebraut wird? „Der Geschmack kommt vom Hopfen“, sagt Paul. „Hopfen wird beim Brauen in die Flüssigkeit aus Malz und Wasser, die sogenannte Würze, hinein gegeben und mitgekocht. Hopfen hat viele ätherische Öle, die sehr empfindlich sind und sich nur schwer lösen lassen. Durch den Kochvorgang sind nicht mehr viele ätherische Öle im Hopfen vorhanden. Wir lösen diese ätherischen Öle, indem wir bei ganz niedriger Temperatur um Minus zwei Grad den Hopfen stopfen. Das heißt, wir tun noch ganz viel Hopfen dazu und bekommen so die intensive Hopfennote.“
Und das ist die Kunst, da versteckt sich das Craft im Craft Beer. Das richtige Hopfenstopfen, die richtige Hopfensorte, all das führt zum einmaligen Geschmack des Crab#1. „Es gibt beerigen, grasigen, fruchtigen und auch harzigen Hopfen. Für unser Bier verwenden wir Citra-Hopfen, das ist ein amerikanischer Aromahopfen, ein klassischer Hopfen für Craft Beer“, sagt Paul.
Und da liegt der Hase im Pfeffer: Guter Hopfen ist momentan rar. Die Hopfenknappheit greift um sich, schließlich sind alle heiß auf geschmacksintensiven Hopfen durch den Megatrend Craft Beer. „Mikrobrauerein sprießen aus dem Boden, die Branche explodiert und alle brauchen Hopfen, deswegen ist der momentan wahnsinnig teuer“, sagt Paul. Der Kilopreis für den Citra-Hopfen liegt zwischen 40 und 60 Euro, sagt Stefan. „Für 1000 Liter Crab#1 brauchen wir drei Kilogramm Hopfen. Das heißt wir haben bei 1000 Liter Bier Kosten von 200 Euro nur für den Hopfen. „Deswegen ist Craft Beer auch so teuer, weil wir mit unseren kleinen Herstellermengen deutlich mehr dafür zahlen als Großbrauereien, die oftmals auch nur Extrakt benutzen“, sagt Stefan. Das Crab#1 kostet pro Flasche 2,50 Euro.
Momentan arbeiten die drei Jungs von Crabbs an zwei neuen Sorten: einem India Pale Ale (IPA) und einem Altbier. Das India Pale Ale ist stärker als das normale Pale Ale und sehr fruchtig. Und Altbier? „Das ist fast ausgestorben in Deutschland“, sagt Paul. „Altbier ist ein obergäriges, dunkles Bier, bitter, aber rund im Geschmack mit intensiven Röstaromen. In den nächsten drei bis vier Monaten sollen das noch namenlose Altbier und das „Südsee IPA“ auf den Markt kommen. Und irgendwann will Crabbs eine eigene Brauerei in Braunschweig eröffnen. Wir freuen uns drauf! Prost!
Hier könnt ihr Crab#1 trinken:
Zea
Dean’s Nightbar
Brunswick Burgers
Friedrich
Anders
Trattoria Levis
Nando
Heimatrausch
Weinberg
KingKing Shop
Roter Saal
Doldenmädel
Eine Antwort zu “Grab the Crab! Craft Beer aus Braunschweig”
[…] haben wir auf Kaviarkanone ja schon ausführlich abgefeiert. Und dass Heiko und Oliver nicht irgendein Fertigmixgetränk verkaufen, ist natürlich […]